„Schwerhörig? Aber ich bin doch erst 24? Ich fühle mich soooooo alt. Und eigentlich verstehe ich doch alles. Ich muss es ja nicht jedem auf die Nase binden, dass ich schwerhörig bin und jetzt ein Hörgerät trage.“ So dachte ich, bis folgendes passierte:
Wir zogen um, stellten uns bei den neuen Nachbarn vor und mit einem Studenten kam ich auch über Batterien und dass die immer im falschen Moment leer sind (bei ihm fürs Fotografieren, bei mir fürs Hören) ins Gespräch. Kurz darauf zog er weg. Nach etwa einem Jahr kam er für eine Stippvisite zurück und war bei Ex-Nachbarn zum Kaffeetrinken eingeladen. Auf seine Frage: „Wie sind denn die Neuen
(also wir)?“ bekam er zur Antwort: „Er ist ja ganz nett, aber SIE? Mal tut sie ganz freundlich und beim nächsten Mal antwortet sie nicht.“ Seit seiner Erklärung: „Mensch, die ist schwerhörig. Wenn sie nicht antwortet, dann hat sie dich einfach nicht gehört!“ sind wir mit den Nachbarn sehr gut befreundet.
Ich bin sehr froh, dass die Nachbarn mir diese Begebenheit geschildert haben. Das hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, meine Schwerhörigkeit mitzuteilen. Auch wenn ich nicht immer Lust habe, beim ersten privaten oder beruflichen Kontakt auf meine kaputten Ohren hinzuweisen; in der Schublade für Ignoranten, Hochnäsige und Kommunikationsmuffel möchte ich nie wieder landen.
Sonja Ma-Mi