Ich bin schwerhörig, hochgradig schwerhörig. Und doch hat eine Kollegin genau das zu mir gesagt.
Ein Widerspruch?
Um zu verstehen, was mein Gegenüber sagt, nehme ich alle Sinne zu Hilfe, konzentriere mich ausschließlich auf das Gespräch, versuche mich in ihn oder sie auch einzufühlen. Wenn ich im Gespräch bin, bin ich ganz und gar im Gespräch. Die Gedanken sind ausschließlich beim Inhalt des Gespräches, beim Lesen von Mimik, Lippenbewegungen und Gestik, beim Erspüren dessen, was auf der nonverbalen Ebene vermittelt wird. Das kombiniere ich mit den Resten, die ich noch höre. Auf diese Weise und NUR auf diese Weise kann ich in ruhiger Umgebung gut verstehen. Verstehen ist also die einzige, die Haupttätigkeit. Ich mache und denke nichts Anderes nebenher. Ich bin ganz beim Gegenüber, das meine VOLLE Aufmerksamkeit genießt. Deshalb stimmt es: ich höre wirklich gut zu, gerade WEIL ich schwerhörig bin.
Sonja Ma-Mi