Das soll doch funktionieren …

Seit vier Jahren trage ich nun Hörgeräte.  Weil das Gehör auf der einen Seite stark nachgelassen hatte und mein eigenes Sprechen für andere unangenehm lauter und auch dumpfer geworden war. Ohne die Geräte war ich noch einseitig, also mono, hörend.

Jetzt mit Geräten spreche ich leiser, aber auch die andere Seite wurde schlecht. Deshalb waren mehrere Anpassungen erforderlich. Nun ist der Empfang so klar, laut und viel, dass ich es kaum verarbeitet bekomme. Am frühen Nachmittag sind dann fast immer die Konzentration und Fitness am Ende, die Gereiztheit ist angestiegen, sogar Kopfschmerzen gesellen sich manchmal dazu.

„Das wird schon, eine Frage der Eingewöhnung“. Oder eben nach 12 Monaten doch nicht. Also: „Machen Sie eine Anti-Stress-Kur“. Ok, schadet nicht.

Trotz der Verbesserung des Empfanges mit Hörgeräten bleiben bei Nebengeräuschen sprachliche Verständnisprobleme wie bei: “Zwei” oder “drei”? “Thirty” oder “thirteen”? “Machen” oder “Masken”? “Hand” oder “Hanf”? – Wie ein Puzzle im Rest der anderen gehörten Silben, während zusätzlich der Sprechende weiterspricht. Im beruflichen Umfeld ist das natürlich nicht nur hinderlich, sondern auch peinlich bis ganz schlecht, kein Protokoll mehr schreiben oder eine Runde moderieren zu können.

„Das muss doch jetzt klappen, Du hast die Dinger doch drin, eingestellt wurde doch auch“. Das wäre schön. 
„Dann kauf andere“.  Gute Idee, aber wie und welche? (Zweitgeräte werden kassenseitig nicht oder erst nach 6 Jahren unterstützt).

Was Du hörst und verstehst ist das eine, was gesagt und gemeint wurde, oft etwas anderes. Die Einschränkungen im Geschäftsalltag gegenüber vorher sind nicht die anerkannten Alltags-30% (GdB), in einzelnen Situationen und im Wochen-Arbeitsergebnis fehlt mehr als die Hälfte.

Und nun ergibt sich eine neue Lebensphase, eine ganz neue Rolle in Beruf und Familie. Es ist auch schön, viele ähnlich Betroffene und neue Hilfen kennenzulernen.  (JT)